Als sie wach wurde merkte sie, dass sie Hunger hatte. Ihr Magen knurrte tierisch und so sah sie schnell in ihrer Tasche nach, ob sie noch etwas zu Essen hatte. Allerdings sah das wohl schlecht aus. So zog sie eine Schnute und schniefte leicht, aber das würde ihr nicht weite helfen, das wusste sie. Also rappelt sie sich auf und nimmt ihre Tasche um etwas durch die Gegend zu laufen. Wo sie hier war wusste sie nicht, sie lief nur Tag um Tag immer weiter und schlief irgendwo, wo es für sie angenehm war oder manchmal auch bei Leuten die es ihr anboten.
Jetzt war es aber erst einmal wichtig etwas zu Essen zu finden und als sie vor sich eine blonde Frau sah tänzelte sie auf diese zu. "Duuuuu? Is hab Hunga...", meinte sie und legte den Kopf leicht schief. Es viel ihr schwer sich zu verständigen, denn das Reden wurde ihr nie wirklich beigebracht. So versuchte sie eben auf diese Art nach etwas Essbarem zu suchen und schaut die Frau mit großen Kulleraugen an. Mehr als hoffen konnte sie ja nicht, bis jetzt hatte sie fast immer Glück gehabt.

Das sie hier in einer kleinen Stadt gelandet war, war ihr schon aufgefallen. Irgendwie war es ruhiger und nicht so voll wie in den anderen Städten. Es gefiel ihr irgendwie, aber eigentlich war es mehr als unpraktisch. Vermutlich müsste sie bald anfangen Beeren oder Pilze zu sammeln und zu essen und wer wusste schon wie lange das dann gut gehen konnte. Was sie essen konnte und was nicht wusste sie ja nicht.
Etwas irritiert sieht sie zu der Frau, die sie nicht zu bemerken schien und so stampfte sie leicht mit dem Fuß auf den Boden um etwas Aufmerksamkeit von ihr erhaschen zu können. "Is bin allain. Un is hab hunga", wiederholte sie und streckte ihre dreckigen Hände aus in der Hoffnung sie hätte nun etwas für sie. Ihr Vater war verstorben und ihre Mutter hatte sie als Reaktion darauf verlassen, so war sie seit über einem halben Jahr allein unterwegs und schnorrte sich überall durch. Am Anfang waren es die Penner, die sie aufgenommen haben, aber denen war sie zu gruselig. Gut fand es keiner, aber etwas dagegen tun tat auch niemand und in ein Heim würde sie nie wieder gehen. Kurz nachdem sie alleine war musste sie in eines und es war einfach nur schrecklich.

Verstehen konnte sie es natürlich auch überhaupt nicht, aber andere fanden sie komisch und ihre Mutter war wohl durch den Tod ihres Vaters einfach komisch gewesen. Sie hoffte einfach, das sie sie irgendwann wiedersehen würde. Wieder jemand der in die Knie geht, das gefällt ihr doch schon viel besser, weil sie sich dann einfach viel größer fühlt und auch nicht so nach oben starren muss. Aber die Worte gefielen ihr dafür so gar nicht. "Nis?", fragte sie traurig nach und zieht eine Schnute. Dann musste sie wohl weiter suchen gehen. Was ein Diner ist wusste sie jetzt nicht, aber die Antwort bekam sie ja dann auch schon. "Is hab aba tein Deld", erklärte sie und bei sowas brauchte man immer Geld so weit sie wusste. Das ging also doch gar nicht. Gefallen würde ihr das natürlich schon. Das letzte warme Essen war schon eine gefühlte Ewigkeit her. Vertrauen war für sie meist nicht so das Problem, sie mochte es nur nicht so, wenn sie zu viel angefasst wurde von Leuten, die sie nicht kannte.